Es ist irgendwie nicht so gut das neue Jahr im Homeoffice zu starten. Ich bin absolut demotiviert, und habe irgendwie gar keinen Plan. Ich habe eigentlich schon ein bißchen was zu tun. Kleinkram erledige ich ja auch, aber so richtig kann ich erst nächste Woche anfangen.

Ich habe also Leerlauf – und denke darüber nach, die vorgefertigten Bahnen der Arbeit ein wenig zu verlassen und einfach ein wenig Python weiter zu machen. Obwohl das eigentlich ein privates Vorhaben sein sollte, würde es mir sicherlich auch bei den kommenden Projekten helfen – aber irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen.

Ich werde einen Kompromiss finden. Ein wenig Python, ein wenig Projektplanung. Das wird schon.

Heute war ich den ganzen Tag sehr unruhig und ich weiß nicht wieso. Ist es die allgemeine Lage, die Ignoranz mancher Leute oder die manchmal nur dummen Mails? Jedenfalls hat es so gegen halb drei angefangen zu schneien.

Erst ein paar kleine Flöckchen, dann dickere Flöckchen und dann ganz dicht. Ich habe mich kurzerhand entschlossen aufzuhören zu arbeiten (es brachte doch sowieso nichts Erbauliches) und hab mir meine dicke Jacke angezogen und bin raus.

Der Schnee kitzelte an meiner Nase. Es war schön kalt.

Die Straße hinunter, es waren kaum Leute unterwegs, nur ein paar Autos, aber draußen war wenig los.
Die Stille war angenehm und ich bin einfach vor zu meiner alten Wohnung. An der Ecke bin ich eine Weile stehengeblieben um den Flocken zuzuschauen.

Ich habe versucht alles zu vergessen, alles auszuschalten was mich unruhig gemacht hat. Ich muss nicht immer über alles nachdenken bis es schmerzt oder mich aufregen. Manchmal denke ich, so ein Spaziergang gibt einem so viel – frische Luft, an einem schönen Nachmittag, obwohl der Himmel komplett verhangen war – aber mit hellem Schnee.
Und ich liebe Schnee und ich vermisse Schnee. Der Winter ist so dunkel ohne Schnee.

Dicke Flocken die sich auf meiner Jacke türmen und ich mehrmals abschütteln muss.

Es dauerte nur eine Stunde, aber ich habe diese Stunde genossen und als ich wieder daheim war, da war meine Unruhe einfach weg. Ich hätte beinahe nochmal den Rechner angeworfen und noch etwas gearbeitet, aber ich habe dann doch lieber was für den Haushalt getan.

Ich fühle aber den Schnee noch an meiner Nase kitzeln.

Sie liefen lachend einen kleinen Pfad den Berg hinauf. Überall lag Schnee und ihre Handschuhe waren ganz klamm und ihr Atem hing nebelig in der Luft vor ihr.

Er zog sie hinter sich her. „Komm, da vorne geht’s noch weiter hoch.“ Sie schaute auf den Zaun vor ihnen. Und da kletterte er auch schon und winkte ihr.

„Komm, das ist ganz leicht.“ Sie trat vorsichtig mit dem linken Fuß auf die untere Sprosse. Er zog sie ein wenig hoch und sie schwang das Bein über den Zaun. Etwas zu schwungvoll, sie rutschte auf der anderen Seite ab und fiel mit einem Plumps in den weichen Schnee.

Es hatte die Tage so viel geschneit dass ihr Aufprall gut abgefangen wurde. Er lachte und half ihr auf, hielt ihre Hand als sie den Berg weiter hoch rannten – bis er vor ihr ausglitt und in den Schnee fiel.

Er blieb schnaufend im Schnee liegen und zog sie zu sich runter. Sie lagen im Schnee und schauten den Berg hinab, wo man sein Wohnhaus sehen konnte. Es war noch hell, aber bald würde es dunkel sein.

Er lehnte sich leicht über sie und lächelte. Sein zerzaustes Haar war voller Schnee und fing an, an seiner Stirn zu kleben.
Sie streifte ihren Handschuh ab und strich eine Strähne von seiner Stirn zur Seite.

Sein Lächeln, seine lächelnden grünen Augen waren so nah, als er sich langsam vorbeugte. Ihre Lippen berührten sich.

Januar. Der 8. Januar. Sie erinnerte sich jedes Jahr daran.
Schnee. Ein Kuss. Der erste Kuss.

Sie liebte Schnee.